Seelenmusik: Das britische Vokalquintett Apollo5 verbindet keltische Musik mit Avantgarde

Treffpunkt Klassik

Schottland, Irland und Klassik

Auf die Idee, alte und neue Musik oder auch Volksmusik und klassische Musik zusammenzubringen, sind schon viele gekommen. Auf dieser CD hat der musikalische Brückenschlag aber eine ganz besondere Qualität. „Anam“ heißt das Album, das ist das gälische Wort für Seele. Und „Musik, die die Seele berührt“, so der Untertitel der CD, soll hier zu hören sein. Die fünf Sängerinnen und Sänger des britischen Vokalensembles Apollo5 gehen zurück zu ihren keltischen Wurzeln. Das Volkslied „Anam“, das der CD ihren Namen gab, ist eine irische Melodie, auf dem Album in einer Bearbeitung für fünf Stimmen. Weitere Arrangements – vor allem von schottischen Volksliedern – kommen hinzu. Bei den meisten von ihnen steht eine Stimme im Vordergrund und wird von anderen harmonisch unterstützt. Wie auch bei dem Lied „Black ist the Colour“.

Vorbild: Voces8

Manchmal wird die traditionelle Harmonik dabei erweitert. Das klingt ein bisschen nach Barbershop-Musik, jedenfalls hört man viele Dominantseptakkorde. Vorbild des Ensembles Apollo5 ist das britische Oktett Voces8 – das gilt für den Namen wie für den Klang. Und für das extrem breite Repertoire. Für diese CD hat Apollo5 Werke in Auftrag gegeben, die sich auf keltische Lieder oder Volksdichtung beziehen. Hinzu kommen Ausflüge zur franko-flämischen Vokalpolyphonie. Die harmonische Erweiterung der irischen und schottischen Volksmusik durch die neuen Arrangements macht den Schritt von der alten zu einer sehr zugewandten, gesanglichen und meist tonal grundierten zeitgenössischen Musik leicht. Man hört die CD als Kontinuum.

Obacht! Ohrwurmgefahr!

Apollo5 überzeugt mit einer exzellenten Balance der Stimmen, mit Vollstimmigkeit, Reinheit des Soprans und konturiertem Bass. Am Ende der CD kann dann natürlich kein anderes Lied stehen als Auld lang Syne. Vorsicht, Christopher Moores schönes Arrangement von „Auld lang Syne“ setzt sich im Ohr fest. Bis zum traurig-schönen Ende.