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Berlins bester Walk Virtuelle Geschichte mit TimeRide

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Heute ist mir wieder mal aufgefallen, in welcher Berliner Parallelwelt ich in meinem Kiez lebe. Hier geht alles seinen ruhigen Gang – angereichert natürlich mit all den Annehmlichkeiten, die eine Metropole bereithält. On a Fingertip quasi; egal, ob es um Restaurants geht, Nightlife oder Kultur.

Aber heute war ich mal wieder an einem der touristischen Hotspots. Nämlich in Berlin Mitte, im weitesten Sinne rund um das Brandenburger Tor. Um mich herum Horden von Besuchergruppen. Ein internationales kakophones Geplapper, Menschen, die den Bürgersteig versperren, Radler-Schwadrone oder Segway-Roller, knatternde Trabbi-Safaris und Rikscha-Fahrer. Zum Glück keine Bier-Bikes mehr; die sind mittlerweile weitgehend verboten. Der normale Touristen-Durchlauf-Erhitzer eben.

Berlin ist für viele wieder eine Reise wert. Und natürlich kann man Berlin auch auf eigene Faust entdecken. Die Regalreihe im Buchhandel mit Berlin-Führern biegt sich durch. Vor allem mit vielen Spezialtiteln für Verborgene Plätze, Glücksmomente, Feierabend-Eskapaden, Soul of Berlin, Insider-Trips, Guide Me und wie sie alle heissen in ihrem Anspruch, eben nicht nur die Baedeker Must-Sees zu bedienen. (Und diese kleine Auswahl ist derzeit meine Empfehlung)

Doch wirklich persönlich lernt man einen fremden Ort eigentlich nur kennen, wenn man fachkundig geführt wird. Auch hier hat sich zum Glück ein Wandel vollzogen vom heruntergeleierten Wikipedia-Text, hin zum spannenden Geschichten-Erzählen. Durch Get your Guide und andere Portale können Besucher sich maßgeschneiderte Themen heraussuchen für geführte Spaziergänge, die vor allem dann glücklich machen, wenn es ein Wiederholungsbesuch in der Stadt ist, die man nie so richtig begreifen wird.

Was mir heute aber auch auffiel: durch die extreme Bautätigkeit der Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist die jüngere Geschichte des letzten Jahrhunderts kaum noch spürbar. Wer zum Beispiel die Zeit der Mauer nicht persönlich erlebt hat, wird die bedrückende Atmosphäre nicht mehr empfinden. Das können ein paar Pflastersteine im Strassenboden oder Schautafeln an historischen Orten einfach nicht mehr liefern. Und auch die Nazi-Vergangenheit ist baulich nur noch ein matter Schatten; vom Stadtbild der 1920er Jahre gar nicht zu sprechen.

Für Stadtführer ist das eine schwierige Aufgabe. Sie können zwar erläutern, aber letztendlich haben sie nicht mehr, als ein Ringbuch mit ein paar eingeschweissten historischen Fotos dabei, wenn es darum geht, die Augen der Besucher zu öffnen, dass sie vielleicht in diesem Augenblick mitten im Kommerz rund um den Checkpoint Charly real mitten im Todesstreifen stehen, in dem bis zum Jahr 1989 noch Menschen umgebracht wurden; einfach nur, weil sie ein freies Leben haben wollten.

Jetzt gibt es allerdings eine Alternative für die, die sich immer schon mal gewünscht haben, bei ihrem Spaziergang durch Berlin eine wirkliche Zeitreise mit dabei zu haben. Angeboten wird das von der Firma mit dem entsprechenden Namen: TimeRide. Seit einigen Jahren haben die schon ein Angebot, sich quasi in ihrer Zentrale an der Zimmerstrasse 91 in einen installierten Bus zu setzen, und mit virtuellen Headsets eine Fahrt zu unternehmen in die späten 80er Jahre durch Ostberlin.

Neu gibt es jetzt 90-minütige Walking-Tours als TimeRide Go! Die Zeitreisenden bekommen virtuelle Headsets (die erstaunlich gut funktionieren und auch sehr leicht sind) und laufen hinter einem fachkundigen Guide los. An bestimmten Punkten werden dann die Brillen aufgesetzt – und man beamt sich Jahrzehnte zurück an genau diesen Punkt; sieht Häuser, Menschen, Fuhrwerke – und kann zum ersten mal am eigenen Körper wirklich begreifen, wie Berlin früher lebte.

  • WasMitReisen Reporter Jürgen Drensek mit Brett/Brille vor dem Kopf
  • Neue Reichskanzlei 40er Jahre © Timeride
  • Abgeordnetenhaus um 1900 © Timeride
  • Potsdamer Platz 1920er Jahr © Timeride
  • Neue Reichskanzlei 40er Jahre © Timeride
  • Brandenburger Tor 1945 © Timeride
  • Stalin-Poster Unter den Linden 1945 © Timeride
  • Mauerbau 1961 © Timeride
  • Mauerfall 1989 © Timeride

Es ist wirklich ein überwältigendes Gefühl, weil jede Szene in 360 Grad angelegt ist. Man kann sich also in alle Richtungen drehen, und immer wieder neue Details entdecken. Zusätzlich gibt es noch eine Soundkulisse, die das Eintauchen in alte Zeiten perfektioniert. Wenn man nach wenigen Minuten die Brille absetzt, muss man sich oft erst mal neu orientieren, um die Jetzt-Zeit wieder zu begreifen.

TimeRide Go! ist nach meiner Meinung die beeindruckendste Stadtführung, die man zur Zeit erleben kann. Übrigens nicht nur für Gäste der Stadt. Viele Berliner würden ihren Lebensort danach mit ganz anderen Augen sehen.

Nach meiner Zeitreise sprach ich mit dem Gründer und Geschäftsführer von TimeRide, Jonas Rothe.

Um das Interview zu hören, bitte auf den PLAY-Button im Titelbild klicken.

____

Führungen (die Gruppengröße schwankt zwischen 12 und 18 Teilnehmern) dauern ca 90 Minuten. Im Regelfall kann jeder das virtuelle Headset benutzen, auch Brillenträger. Nun mit Gleitsicht-Brillen funktioniert es nicht so gut. Der reguläre Preis beträgt knapp 30 Euro; der ermäßigte Preis ist 5 € günstiger. Die Führungen werden zum Beginn des Projekts in deutsch und englisch angeboten. Weitere Sprachen sind in Vorbereitung, wenn die Schulungsphase internationaler Fremdenführer abgeschlossen ist. Man kann natürlich auch Führungen für ein eigene Familie oder Gruppe anfragen.

Einen Timeslot bucht man am besten über TimeRide direkt.

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Virtuelle Geschichte mit TimeRide
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Heute ist mir wieder mal aufgefallen, in welcher Berliner Parallelwelt ich in meinem Kiez lebe. Hier geht alles seinen ruhigen Gang – angereichert natürlich mit all den Annehmlichkeiten, die eine Metropole bereithält. On a Fingertip quasi; egal, ob es um Restaurants geht, Nightlife oder Kultur.

Aber heute war ich mal wieder an einem der touristischen Hotspots. Nämlich in Berlin Mitte, im weitesten Sinne rund um das Brandenburger Tor. Um mich herum Horden von Besuchergruppen. Ein internationales kakophones Geplapper, Menschen, die den Bürgersteig versperren, Radler-Schwadrone oder Segway-Roller, knatternde Trabbi-Safaris und Rikscha-Fahrer. Zum Glück keine Bier-Bikes mehr; die sind mittlerweile weitgehend verboten. Der normale Touristen-Durchlauf-Erhitzer eben.

Berlin ist für viele wieder eine Reise wert. Und natürlich kann man Berlin auch auf eigene Faust entdecken. Die Regalreihe im Buchhandel mit Berlin-Führern biegt sich durch. Vor allem mit vielen Spezialtiteln für Verborgene Plätze, Glücksmomente, Feierabend-Eskapaden, Soul of Berlin, Insider-Trips, Guide Me und wie sie alle heissen in ihrem Anspruch, eben nicht nur die Baedeker Must-Sees zu bedienen. (Und diese kleine Auswahl ist derzeit meine Empfehlung)

Doch wirklich persönlich lernt man einen fremden Ort eigentlich nur kennen, wenn man fachkundig geführt wird. Auch hier hat sich zum Glück ein Wandel vollzogen vom heruntergeleierten Wikipedia-Text, hin zum spannenden Geschichten-Erzählen. Durch Get your Guide und andere Portale können Besucher sich maßgeschneiderte Themen heraussuchen für geführte Spaziergänge, die vor allem dann glücklich machen, wenn es ein Wiederholungsbesuch in der Stadt ist, die man nie so richtig begreifen wird.

Was mir heute aber auch auffiel: durch die extreme Bautätigkeit der Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist die jüngere Geschichte des letzten Jahrhunderts kaum noch spürbar. Wer zum Beispiel die Zeit der Mauer nicht persönlich erlebt hat, wird die bedrückende Atmosphäre nicht mehr empfinden. Das können ein paar Pflastersteine im Strassenboden oder Schautafeln an historischen Orten einfach nicht mehr liefern. Und auch die Nazi-Vergangenheit ist baulich nur noch ein matter Schatten; vom Stadtbild der 1920er Jahre gar nicht zu sprechen.

Für Stadtführer ist das eine schwierige Aufgabe. Sie können zwar erläutern, aber letztendlich haben sie nicht mehr, als ein Ringbuch mit ein paar eingeschweissten historischen Fotos dabei, wenn es darum geht, die Augen der Besucher zu öffnen, dass sie vielleicht in diesem Augenblick mitten im Kommerz rund um den Checkpoint Charly real mitten im Todesstreifen stehen, in dem bis zum Jahr 1989 noch Menschen umgebracht wurden; einfach nur, weil sie ein freies Leben haben wollten.

Jetzt gibt es allerdings eine Alternative für die, die sich immer schon mal gewünscht haben, bei ihrem Spaziergang durch Berlin eine wirkliche Zeitreise mit dabei zu haben. Angeboten wird das von der Firma mit dem entsprechenden Namen: TimeRide. Seit einigen Jahren haben die schon ein Angebot, sich quasi in ihrer Zentrale an der Zimmerstrasse 91 in einen installierten Bus zu setzen, und mit virtuellen Headsets eine Fahrt zu unternehmen in die späten 80er Jahre durch Ostberlin.

Neu gibt es jetzt 90-minütige Walking-Tours als TimeRide Go! Die Zeitreisenden bekommen virtuelle Headsets (die erstaunlich gut funktionieren und auch sehr leicht sind) und laufen hinter einem fachkundigen Guide los. An bestimmten Punkten werden dann die Brillen aufgesetzt – und man beamt sich Jahrzehnte zurück an genau diesen Punkt; sieht Häuser, Menschen, Fuhrwerke – und kann zum ersten mal am eigenen Körper wirklich begreifen, wie Berlin früher lebte.

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  • Neue Reichskanzlei 40er Jahre © Timeride
  • Abgeordnetenhaus um 1900 © Timeride
  • Potsdamer Platz 1920er Jahr © Timeride
  • Neue Reichskanzlei 40er Jahre © Timeride
  • Brandenburger Tor 1945 © Timeride
  • Stalin-Poster Unter den Linden 1945 © Timeride
  • Mauerbau 1961 © Timeride
  • Mauerfall 1989 © Timeride

Es ist wirklich ein überwältigendes Gefühl, weil jede Szene in 360 Grad angelegt ist. Man kann sich also in alle Richtungen drehen, und immer wieder neue Details entdecken. Zusätzlich gibt es noch eine Soundkulisse, die das Eintauchen in alte Zeiten perfektioniert. Wenn man nach wenigen Minuten die Brille absetzt, muss man sich oft erst mal neu orientieren, um die Jetzt-Zeit wieder zu begreifen.

TimeRide Go! ist nach meiner Meinung die beeindruckendste Stadtführung, die man zur Zeit erleben kann. Übrigens nicht nur für Gäste der Stadt. Viele Berliner würden ihren Lebensort danach mit ganz anderen Augen sehen.

Nach meiner Zeitreise sprach ich mit dem Gründer und Geschäftsführer von TimeRide, Jonas Rothe.

Um das Interview zu hören, bitte auf den PLAY-Button im Titelbild klicken.

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Führungen (die Gruppengröße schwankt zwischen 12 und 18 Teilnehmern) dauern ca 90 Minuten. Im Regelfall kann jeder das virtuelle Headset benutzen, auch Brillenträger. Nun mit Gleitsicht-Brillen funktioniert es nicht so gut. Der reguläre Preis beträgt knapp 30 Euro; der ermäßigte Preis ist 5 € günstiger. Die Führungen werden zum Beginn des Projekts in deutsch und englisch angeboten. Weitere Sprachen sind in Vorbereitung, wenn die Schulungsphase internationaler Fremdenführer abgeschlossen ist. Man kann natürlich auch Führungen für ein eigene Familie oder Gruppe anfragen.

Einen Timeslot bucht man am besten über TimeRide direkt.

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Leserwertung1 Bewertung
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