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Rüdiger Safranski wird 80 – Der Kultur-Biograph der Bundesrepublik

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Auch das kulturelle Gedächtnis muss, wie alle Fähigkeiten, gepflegt und trainiert werden. Dabei spielt Rüdiger Safranski seit vier Jahrzehnten eine führende Rolle. Nicht dass er von vornherein angetreten wäre, als Deutschlehrer und Philosophiedozent der Nation zu wirken. Nein, am Anfang standen als entscheidende Impulse die vitale Lust am Lesen und eine früh entwickelte Begeisterung für die Geistesgrößen der Vergangenheit: „Auch die vergangene Philosophie, die vergangene Literatur ist ein Geländegewinn“, sagt Safranski. „Es sind so kluge Dinge gedacht worden, es sind so wunderbare Geschichten erzählt worden.“

Literatur schon im Elternhaus

Geboren wurde Rüdiger Safranski am 1. Januar 1945 im schwäbischen Rottweil. Dorthin war seine schwangere Mutter vor den vorrückenden sowjetischen Truppen aus Ostpreußen geflüchtet. Schon im Elternhaus entdeckte er das, was er einmal „die Heilkraft der Literatur“ nannte. Er studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und hörte auch Vorlesungen bei Adorno. Vorübergehend folgte er dem studentenbewegten Trend zum Marxismus und promovierte über Arbeiterliteratur. Er sei auf jeden Fall ein 68er, sagt Rüdiger Safranski: „Mich zog es dann nach Berlin und in Berlin habe ich dieses ganze allmähliche politische Erwachen und diese Rebellionskultur miterlebt.“ Die Arbeiterliteratur blieb Episode, die Klassiker dagegen wurden zu Safranskis Leidenschaft.

Biografien über Goethe, Nietzsche, Kafka

An ihnen entwickelte Safranski seine besondere Begabung, die auch unter fachlichen Koryphäen selten ist, nämlich profunde Kenntnisse, originelle Fragestellungen und kluge Überlegungen ohne akademischen Jargon darzulegen. Er verfasste biografische Werke über Schiller, Goethe, E.T.A. Hoffmann, Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger und Kafka. Damit gelangen ihm oftmals Bestseller, ohne ins Seichte und Simple abzugleiten.

Anschaulich, ohne seicht zu wirken

Safranskis Kunst der Anschaulichkeit verdankt sich nicht zuletzt seinem Interesse an Lebensnähe und dem Spannungsverhältnis von hochfliegendem Denken und erdenschwerer Wirklichkeit. Diese Polarität ist fast so etwas wie ein geheimes Leitmotiv in seinem Werk, das nicht nur in seinen Dichterbiografien aufscheint. Er beleuchtete dieses zentrale Problem menschlichen Wirkens zum Beispiel auch unter dem Titel „Wie viel Globalisierung verträgt der Mensch?“. Und seine Kritik an Angela Merkels Flüchtlingspolitik von 2015, mit der er sich manchen Vorwurf einhandelte, steht ebenfalls in diesem Zusammenhang.

Das Romantische in der 68er-Bewegung

Gleichwohl möchte Safranski auf die utopischen Potentiale der Fantasie nicht verzichten. So ist für ihn die Romantik, über die er eine große Monographie verfasst hat, keine antiquierte Literaturepoche, sondern eine kreative Lebensauffassung, bei den 1968ern genauso wie generell. Was an der 1968er-Bewegung spezell romatisch sei? „Mit einer gesteigerten Fantasie an Lebensgewohnheiten heranzugehen und sich auf einmal was ganz anderes vorstellen können, sagt Safranski. „Romantik ist, eine bestimmte Grenze des Gewohnten zu überschreiten und hin zu einem farbigeren, intensiveren Lebensgefühl zu kommen.“

Intellektuell breit aufgestellt

Vielleicht sind es zwei Dinge, die Safranski mit Goethe, einem der Zentralgestirne seines Schaffens, gemein hat: die Begabung zur intellektuellen Intuition weit über das reine Spezialistentum hinaus und eine lebendige Schaffenskraft bis ins fortgeschrittene Alter. Möge sie ihm erhalten bleiben. Wir gratulieren zum 80. Geburtstag.
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Literatur schon im Elternhaus

Geboren wurde Rüdiger Safranski am 1. Januar 1945 im schwäbischen Rottweil. Dorthin war seine schwangere Mutter vor den vorrückenden sowjetischen Truppen aus Ostpreußen geflüchtet. Schon im Elternhaus entdeckte er das, was er einmal „die Heilkraft der Literatur“ nannte. Er studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und hörte auch Vorlesungen bei Adorno. Vorübergehend folgte er dem studentenbewegten Trend zum Marxismus und promovierte über Arbeiterliteratur. Er sei auf jeden Fall ein 68er, sagt Rüdiger Safranski: „Mich zog es dann nach Berlin und in Berlin habe ich dieses ganze allmähliche politische Erwachen und diese Rebellionskultur miterlebt.“ Die Arbeiterliteratur blieb Episode, die Klassiker dagegen wurden zu Safranskis Leidenschaft.

Biografien über Goethe, Nietzsche, Kafka

An ihnen entwickelte Safranski seine besondere Begabung, die auch unter fachlichen Koryphäen selten ist, nämlich profunde Kenntnisse, originelle Fragestellungen und kluge Überlegungen ohne akademischen Jargon darzulegen. Er verfasste biografische Werke über Schiller, Goethe, E.T.A. Hoffmann, Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger und Kafka. Damit gelangen ihm oftmals Bestseller, ohne ins Seichte und Simple abzugleiten.

Anschaulich, ohne seicht zu wirken

Safranskis Kunst der Anschaulichkeit verdankt sich nicht zuletzt seinem Interesse an Lebensnähe und dem Spannungsverhältnis von hochfliegendem Denken und erdenschwerer Wirklichkeit. Diese Polarität ist fast so etwas wie ein geheimes Leitmotiv in seinem Werk, das nicht nur in seinen Dichterbiografien aufscheint. Er beleuchtete dieses zentrale Problem menschlichen Wirkens zum Beispiel auch unter dem Titel „Wie viel Globalisierung verträgt der Mensch?“. Und seine Kritik an Angela Merkels Flüchtlingspolitik von 2015, mit der er sich manchen Vorwurf einhandelte, steht ebenfalls in diesem Zusammenhang.

Das Romantische in der 68er-Bewegung

Gleichwohl möchte Safranski auf die utopischen Potentiale der Fantasie nicht verzichten. So ist für ihn die Romantik, über die er eine große Monographie verfasst hat, keine antiquierte Literaturepoche, sondern eine kreative Lebensauffassung, bei den 1968ern genauso wie generell. Was an der 1968er-Bewegung spezell romatisch sei? „Mit einer gesteigerten Fantasie an Lebensgewohnheiten heranzugehen und sich auf einmal was ganz anderes vorstellen können, sagt Safranski. „Romantik ist, eine bestimmte Grenze des Gewohnten zu überschreiten und hin zu einem farbigeren, intensiveren Lebensgefühl zu kommen.“

Intellektuell breit aufgestellt

Vielleicht sind es zwei Dinge, die Safranski mit Goethe, einem der Zentralgestirne seines Schaffens, gemein hat: die Begabung zur intellektuellen Intuition weit über das reine Spezialistentum hinaus und eine lebendige Schaffenskraft bis ins fortgeschrittene Alter. Möge sie ihm erhalten bleiben. Wir gratulieren zum 80. Geburtstag.
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